Ferkel: “Aktionsplan Kupierverzicht” bedeutet erheblichen Mehraufwand
Dieses Jahr soll der “Nationale Aktionsplan Kupierverzicht” greifen. Eine Verpflichtung für Schweinehalter, Ferkel nicht zu kupieren, besteht nach wie vor nicht, doch der Mehraufwand wird größer werden.
Auf einer Informationsveranstaltung der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) haben 350 Schweinehalter und Experten über den “Nationalen Aktionsplan Kupierverzicht” diskutiert. Dieser soll ab Mitte 2019 gelten. Niedersachsen ist das erste Bundesland, das den Plan, die Anzahl der kupierten Ferkel zu reduzieren, umsetzt.
Mehr Kontrolle bei Betrieben, die Ferkel kupieren
Ziel ist, den Anteil unkupierter Schweine in Deutschland Schritt für Schritt zu erhöhen. Einzelfallentscheidungen werden von den Behörden akzeptiert. Die Unerlässlichkeit muss aber dokumentiert und plausibel nachgewiesen werden. Auch die bereits getroffenen Maßnahmen gegen das Schwanzbeißen müssen dargelegt werden. Damit bleibt es zwar bei den bisherigen Vorgaben. Amtsveterinäre werden diese aber stärker ins Visier nehmen. Der Aktionsplan soll eine Möglichkeit des Vorgehens und der Dokumentation anbieten, die bei entsprechender Umsetzung von den Behörden akzeptiert wird. Eine Verpflichtung, sich an die Vorgaben zu halten, besteht nicht. Doch die Dokumentation bedeutet einen großen Mehraufwand. Eine einfache Bescheinigung wird nicht mehr genügen.
Eingeschränkte Handlungsoptionen
Die ISN sieht für die Schweinehalter nur zwei Handlungsoptionen: Zum einen die Reduzierung von Schwanzverletzungen bei kupierten Tieren mit entsprechenden Maßnahmen und zum zweiten durch eine Gruppe unkupierter Schweine im Bestand. Jeder Betrieb, der kupiert, wird zweimal jährlich anhand einer Stichprobe den Status in seinem Betrieb erheben. Desweiteren wird er jährlich eine Risikoanalyse durchführen müssen. Ein Nebenaspekt: Wer die Risikoanalyse macht, kann für seinen Betrieb einen Haken hinter den gesetzlich vorgegebenen Punkt Eigenkontrolle im Sinne des Tierschutzgesetzes machen.
EU-Kommission macht Druck
Anne-Claire Berentsen vom Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) verdeutlichte bei der Informationsveranstaltung, dass die EU-Kommission Druck macht. Fast alle Staaten sind der Aufforderung der EU-Kommission inzwischen nachgekommen, einen Aktionsplan zum Kupierverzicht einzureichen. In Dänemark hat man bereits zum Jahresbeginn die nationalen Rechtsvorgaben angepasst. Auch hier müssen Schweinehalter ab sofort regelmäßig den Status in ihren Betrieben erfassen und Risikoanalysen durchführen. Ab dem 1. Juli betreffen die Vorgaben auch den Ferkelexport aus Dänemark, also zum Beispiel deutsche Schweinemäster, die dänische Ferkel einstallen. Auf die deutschen Betriebe mit Schweinezucht wird ein ähnliches Szenario zukommen.