EU-Pestizidverordnung: Auf dieser riesigen Gesamtfläche in Deutschland würde das Verbot gelten
Sollte die von der EU-Kommission geplante Pestizidverordnung in Kraft treten, dürften auf rund einem Drittel der deutschen Agrarfläche keine Pflanzenschutzmittel mehr ausgebracht werden.
- EU-Kommission plant Pestizidverbote
- Betroffene Flächen in Deutschland, wenn die Pestizidverordnung in Kraft tritt
- Wissenschaftler berechnen zweites Szenario: Gesamtflächen ohne Verbot in Landschaftsschutzgebieten
Mit einer neuen Verordnung möchte die EU-Kommission die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft neu regeln. Der Entwurf sieht unter anderem ein Pestizidverbot für Agrarflächen vor, die in Schutzgebieten liegen. Ziel der Kommission ist, den Pestizideinsatz bis 2030 zu halbieren. Konkrete Zahlen zur betroffenen Flächengröße in Deutschland gab es bisher nicht. Lisa Eichler vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) und Dr. Carsten Brühl von der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) haben jetzt zum ersten Mal berechnet, wie groß die Gesamtfläche in Deutschland ist, auf der das Verbot bei Inkrafttreten gelten würde.
Konkrete Zahlen: Welche Gesamtfläche wäre von der neuen Pestizidverordnung betroffen?
Werden für die Berechnung alle Flächen berücksichtigt, welche die geplante Verordnung aktuell als ökologisch sensible Gebiete definiert, dann würde das Pestizidverbot in Deutschland auf rund einem Drittel der landwirtschaftlichen Fläche gelten. Betroffen wären 38.018 km² Ackerfläche und 696 km² Obst- und Weinbauflächen. Das entspricht 31 % der Gesamtackerfläche beziehungsweise 36 % der gesamten Obst- und Weinbauflächen. Der größere Teil dieser Agrarflächen liegt in Landschaftsschutzgebieten (LSG), nämlich 19 % der deutschen Ackerflächen und 25 % der Obst- und Weinbauflächen. In den einzelnen Bundesländern liegen bei den betroffenen Ackerflächen Nordrhein-Westfalen (39 %), Brandenburg (28 %) und Sachsen (26 %) vorne. Die größte Obst- und Weinbaufläche, die in Landschaftsschutzgebieten liegt, ist mit 29 % in Rheinland-Pfalz. Vergleichsweise hohe Anteile der Agrarflächen liegen zum Teil aber auch in Trinkwasserschutzgebieten: Im Bundesdurchschnitt gilt dies für 10 % der Ackerflächen. Bei den Bundesländern trifft dies vor allem auf Ackerflächen in Baden-Württemberg (32 %), Hessen (28 %) und Mecklenburg-Vorpommern (17 %) zu.
Szenario: Gesamtflächen ohne Verbot in Landschaftsschutzgebieten
„In den bisherigen Diskussionen wurde häufig infrage gestellt, ob das Pestizidverbot wirklich für alle Schutzgebietskategorien gleichermaßen gelten soll. Es gab Überlegungen, zum Beispiel die Landschaftsschutzgebiete von den strengen Regelungen auszunehmen. Wir haben auch dieses Szenario berechnet“, erläutert Lisa Eichler. Klammert man Agrarflächen, die ausschließlich in Landschaftsschutzgebieten liegen, bei der Berechnung aus, dann beläuft sich der Anteil von Agrarflächen in ökologisch sensiblen Gebieten auf deutschlandweit rund 21.146 km², davon 20.845 km² Ackerfläche und 301 km² Obst- und Weinbauflächen. Damit wären in Deutschland noch 17 % der Gesamtackerfläche und 16 % der Obst- und Weinbauflächen von einer Pestizidbeschränkung betroffen.
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