Essen aus der untersten Schublade
Seit einigen Jahren denkt man intensiv darüber nach, wo Kulturen noch angebaut werden können, um die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen. Der Begriff „Urban Farming“ kam ins globale Agrarspiel. Man nutzt dabei Flächen in Städten, zum Beispiel auf Hochhäusern – Zukunftsvision mit Gegenwartscharakter.
Aber auch unter der Erde ist genug Platz, um Pflanzen für die Nahrungsmittelproduktion zu züchten – in England bereits erfolgreiche Realität. Die London Underground, das älteste U-Bahn-Netz der Welt und das längste Europas, ist in den Köpfen, vor allem von Krimi- und Thrillerfans, als ein gewisses Mysterium verankert. Eine Etage unter den legendären Linien tut sich aber noch eine andere Welt auf, eine Welt, die Leben verspricht.
In über 30 Metern unter der Erdoberfläche gedeihen auf einem Hektar Erbsen, Ruccola, Rettich und Co, und das völlig klimaneutral. Auch Tomaten und Pilze sollen in naher Zukunft ihren unterirdischen Platz finden. Richard Ballard und Stefen Dring sind mit ihrem „Zero Carbon Food“ (dt. „Null Kohlenstoff Essen“) Pioniere einer derartigen Landwirtschaftsform. Als Anbauflächen dienen ausgediente Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg unter der sogenannten Northern Line, welche die Nord-Süd-Achse im Londoner U-Bahn-Netz bildet und unter anderem über die bekannte Waterloo Station führt.
Abgesehen von der Tatsache, dass die Pflanzen keinerlei Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, sei auch die Produktion völlig kohlenstoffdioxidfrei, sind sich Ballard und Dring sicher. Denn spezielle energiesparende LED-Lampen und eine kontrollierte Bewässerung sowie gleichbleibende Temperaturen halten den Energiekonsum auf ein Minimum. Der benötigte Strom kommt aus ökologischen Quellen.
Eine Bio-Zertifizierung gibt es trotzdem nicht für die Produkte der Engländer, die beide aus landwirtschaftlichen Betrieben stammen. Denn die Pflanzen wachsen nicht im Erdreich sondern in sogenannten hydroponischen Systemen. Angebaut wird dabei auf natürlichen Substraten wie Kokosfasern oder in Wasserrinnen-Systemen.
Deutsche Experten sehen ebenfalls eine Zukunft in dem futuristisch anmutenden Konzept. „Natürlich können die Produkte auch ohne Bio-Zertifizierung von hervorragender Qualität sein“, so Volkmar Keuter, Leiter des Fraunhofer-inHaus-Zentrums in Duisburg, der an Systemen zur Lebensmittelproduktion in Städten forscht, gegenüber dem Magazin „Stern“.
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