Ernährungssouveränität Gefahr für Landwirtschaft?
Gegenüber der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“ meinte der österreichische Biopionier und Gründer der Bio-Handelsmarke „Ja! Natürlich“ Werner Lampert in einem Interview 2013 „Bio war etwas sektenähnliches“, als er sich im Gespräch mit dem Journalisten an die Anfangszeit zurück erinnerte.
Inzwischen ist „Bio“ modern, gehört für viele Menschen zum Lifestyle des täglichen Lebens. Discounter sprangen längst auf die Welle auf, business as usual – tägliches Millionengeschäft. Auf der anderen Seite, viel weiter am Ursprung, kämpfen Menschen, die für Außenstehende fast schon wie „Jünger“ einer Glaubensrichtung wirken mögen, um den Rückschritt in die Selbstversorgung, von Ernährungssouveränität ist die Rede.
Die Anhänger der Lebenseinstellung lehnen alle Arten von industriell produzierten Lebensmitteln ab. Am liebsten wäre ihnen, dass jeder sein Essen selbst im Garten züchtet. „Ernährungssouveränität ist das Recht der Völker auf gesunde und kulturell angepasste Nahrung, nachhaltig und unter Achtung der Umwelt hergestellt. Sie ist das Recht der Bevölkerung, ihre Ernährung und Landwirtschaft selbst zu bestimmen. Ernährungssouveränität stellt die Menschen, die Lebensmittel erzeugen, verteilen und konsumieren, ins Zentrum der Nahrungsmittelsysteme, nicht die Interessen der Märkte und der transnationalen Konzerne.“, definiert das weltweite Forum Nyéléni, das nach eigenen Angaben 2007 im westafrikanischen Staat Mali seinen Ursprung fand und nach einer Bäuerin aus der ehemaligen französischen Kolonie benannt ist.
Auch in Europa wächst die Anhängerschar der Bewegung, ausgehend von Österreich, wo 2011 in Krems an der Donau das erste europäische Forum für Ernährnungssouveränität abgehalten wurde. „Das mediale Auftreten dieser Vereinigung erinnert an sektenähnliche Strukturen, da Nyéléni ihre Anliegen vorallem im Internet publiziert. Wir haben aber bisher noch keinerlei Erkenntnisse über dieses Forum“, so ein Sprecher der österreichischen Bundesstelle für Sektenfragen zu gruuna.com. „Klassische Landwirte beschäftigen sich mit sowas gar nicht, die schauen höchstens im Web nach dem Wetter, nach Preisen oder Ähnlichem.“, weiß der Sektenexperte.
Auf die Vereinigung „Universelles Leben“, die in Deutschland als Sekte gilt, angesprochen, sieht der Österreicher durchaus Parallelen. „Das sind Öko-Fundis und jede Art von Fundamentalismus ist schlecht“, so der Mitarbeiter der Bundesstelle. Das mit der Gründung 2007 in Mali hält er übrigens für eine Legende, die zu Propagandazwecken gestreut wurde.
Das Fazit der gruuna.com-Recherche ist, dass die vermeintlichen Weltveränderer zwar ihre Anhängerschar finden, aber ihr Ziel wahrscheinlich nicht erreicht. „Wir werden das Ganze weiter beobachten“, so der Bundesstellen-Sprecher.