Erhebliche Tierschutzdefizite bei Nottötungen
Tierärztliche Hochschule sieht erhebliche Mängel bei Nottötungen, die ISN Handlungsbedarf.
Die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) untersuchte Schweine an verschiedenen Tierkörperbeseitigungsanstalten und fand zahlreiche Hinweise auf Tierschutzvergehen beim Töten von und kranken Tieren. Die Interessengemeischaft der Schweinehalter Deutschland (ISN) reagierte auf einen Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ).
Hohe Zahl an auffälligen Tieren
13,2 Prozent der untersuchten Mastschweine und 11,6 Prozent der Zuchtschweine wiesen Anzeichen für länger anhaltende Schmerzen auf. Zudem schrieb die NOZ in dem Artikel über eine Parallelstudie, die zeigt dass Tiere nicht nur zu spät, sondern häufig auch falsch getötet werden. Es sei wenig verwunderlich, dass nun der Ruf nach mehr amtlicher Kontrolle in den Tierkörperbeseitigungsanstalten laut wird, kommentiert die ISN den Medienbericht.
ISN-Geschäftsführer regt Schulungen an
„Ohne Wenn und Aber – an dem Ergebnis der Studie gibt es nichts zu beschönigen.“, sagte ISN -Geschäftsführer Dr. Torsten Staac. Kranke Tiere seien fachgerecht zu behandeln und unterzubringen, sowie rechtzeitig und sachgemäß notzutöten, sollte es notwendig sein, so Staac. Die Entscheidung zur Nottötung sei oft eine Gratwanderung und die Umsetzung nehme niemand gerne vor. Er ruft Tierhalter und Hoftierärzte dazu auf, trotzdem fach- und sachgerecht vorzugehen. „Defizite in der Umsetzung müssen nun kurzfristig, beispielsweise durch breit angelegte und vor allem praxistaugliche Schulungen sowohl für Landwirte als auch für Tierärzte, beseitigt werden“, so Staac.. Zudem sei es dringend notwendig, die Nottötungsverfahren so weiterzuentwickeln, dass eine deutlich bessere Umsetzbarkeit des ohnehin schwierigen Vorganges gegeben ist.
Problem schon länger bekannt
Der praktische Teil der TiHo-Untersuchung erfolgte bereits Anfang 2016. In der Zwischenzeit haben Kontrollbehörden und die Branche bereits reagiert. Folgende Schritte zu weniger Tierleid bei Nottötungen wurden bereits umgesetzt:
- In verschiedenen Lehreinrichtungen werden vermehrt Schulungen zu dem Themenfeld angeboten.
- Beratungsorganisationen lassen ihre Fachberater ausbilden, damit diese das Wissen an Ihre Schweinehalter weitertragen.
- Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen erstellt aktuell einen Leitfaden – als Entscheidungshilfe mit prägnanten Bildern und klaren Verfahrensanweisungen.
- Auch die DLG arbeitet derzeit an einem entsprechenden Leitfaden.
Angesichts der Ergebnisse der Studie werde die ISN diese Aktivitäten verstärkt unterstützen und die Verbreitung deutlich vorantreiben, heißt es aus dem Verband.