Eis, direkt vom Milchbauern
Noch ist es Sommer, die Temperaturen steigen regelmäßig über 20 Grad. Während viele Agrarbetriebe weiter mit der Ernte beschäftigt sind, gibt es einige Landwirte, die aus der Hitze Kapital schlagen wollen: Sie verkaufen Bauerneis, direkt vom Hof. Damit verdienen sie deutlich mehr als mit der Milchlieferung an die Molkerei – und können sich aus tausenden Rezepten das passende aussuchen.
Um die Erträge in der Milchwirtschaft zu steigern, gibt es ganz verschiedene Ideen. Einige Landwirte setzen auf fragwürdige Psychologie, andere auf »Kuh-Wellness»https://blog.gruuna.com/entry/wellness-im-kuhstall/ und manche starten den Direktvertrieb mit Milchautomaten und verkaufen so zu höheren Preisen. Gerade im Sommer gehen verschiedene Landwirte noch einen Schritt weiter und setzen auf Bauerneis.
Gerade kleine Betriebe, die mit der Milch von wenigen Kühen immer mehr Verluste machen, sehen darin eine Chance. Die holländische Firma Bauernhofeis vertreibt seit einigen Jahren alle notwendigen Geräte als Franchise-Ware. Die Milch haben die Landwirte meist selbst – von der Firma kommen tausende Rezeptideen, Zubehör wie Schokopaste und natürlich die Eismaschinen selbst. Dabei hat man für die Landwirte mitgedacht: Weil die Käufer in Hofläden oder auf Marktplätzen gezielt nach Produkten aus der Region suchen, sind auch die Eisrezepte regionalisiert.
Es gibt Kürbiskern-Öl-Eis für die Steiermark genau wie Doppelbock-Bier-Eis für Bayern. Wie gut sich die exotischen Mischungen verkaufen, verrät die Firma jedoch nicht. Es gebe allerdings in 14 europäischen Ländern bereits Vertriebspartner. Von Skandinavien bis Italien könne man die kühle Erfrischung ab Hof kaufen. Gerade der Preisverfall bei der Milch habe die Nachfrage nach den Eismaschinen in die Höhe getrieben, heißt es bei der Firma.
Wem diese Methode zu kommerziell oder zu teuer ist, der kann sich auch ohne große Mühe selbst die notwendigen Maschinen kaufen und die Rezepte zusammenstellen. Ein Geheimrezept für die Eisherstellung ab Hof gibt es nämlich nicht. Unterstützung bietet interessierten Landwirten ein eigener Verband
Landwirte, die darüber nachdenken in die Eisproduktion einzusteigen, sollten sich vorher jedoch genau Gedanken über die Vermarktung machen. Was nützt es, Zeit und Geld zu investieren, wenn man im Sommer nicht genügend Eiskugeln verkaufen kann?
Neben einem Hofladen und dem Verkauf auf Marktständen setzen viele Produzenten auf die klassischen Eiswagen. Damit ist man mobiler, kann auf Festen seine Kunden finden oder in Parks und an Badestränden verkaufen. Dabei hilft eine professionelle Gestaltung der Verkaufsstellen. Auch Kontakte zu Gastronomen in der Region sollten für den Absatz gepflegt werden. In jedem Fall sind Investitionen in die Technik nötig, das Einhalten der strengen Hygienevorschriften – und die Bereitschaft, gerade an den Wochenenden im Sommer, neben der normalen landwirtschaftlichen Tätigkeit auch viel Zeit in den Verkauf zu stecken.
Die Idee an sich ist Klasse – wer einmal Eis in Italien gegessen hat, mag das deutsche Eis kaum anrühren – und das aus dem Kühlregal schon gar nicht. Auf der Suche nach einer Eismaschine bin ich daher auf diesen Bericht gestoßen.
Eis direkt vom Erzeuger – es wird wohl scheitern am Vertriebsweg. Eigenvermarktung wird zu umständlich sein und ob die Eisdiele teuer einkaufen mag, oder doch lieber billig zusammenrührt – ich fürchte es wird sich billig durchsetzen.