Ein Rind wie kein anderes
Wenn es nicht exklusiv genug sein kann, dann greifen Feinschmecker zu Kaviar, Trüffel und Champagner. Bald jedoch könnte in Deutschland auch noch Rindfleisch mit auf der Liste stehen – genauer: Fleisch vom Wagyu-Rind. Das ist nicht nur das teuerste, sondern wird auch als das beste der Welt gehandelt.
Gourmets sind immer auf der Suche nach neuem und exklusivem Gaumenkitzel. Wem gewöhnliches Rindfleisch nicht mehr genügt, der kann sich zum Beispiel Wisentfleisch auf den Teller holen. Doch es geht noch exklusiver, denn eine Rinderrasse liefert nach Meinung von Züchtern die beste Fleischqualität weltweit: das Wagyu-Rind, in der japanischen Zuchtvariante auch als Kobe-Rind bekannt. Den Namen Kobe dürfen allerdings nur Rinder aus der japanischen Region tragen, deren Fleisch nicht exportiert werden darf und um deren Aufzucht sich verschiedene Mythen ranken.
Doch das Wagyu-Rind gibt es auch außerhalb von Japan und Züchter wie Klaus Möbius haben es nach Deutschland geholt. Möbius, seines Zeichens auch Vorsitzender und Gründer des Wagyu-Verbandes Deutschland, betreibt einen Hof mit Angus-Rindern in Sachsen. Er versucht nun zusammen mit seinen Kollegen, die Gourmetklasse des Wagyu-Fleischs deutschlandweit zu etablieren. Keine leichte Aufgabe, bei Preisen um 170 Euro für das Kilogramm Rückensteak, die das Niveau des Verzehrs schon von vorneherein klarwerden lassen.
„Das Wagyu-Fleisch und seine Qualität müssen erst einmal bekannt gemacht werden, vor allem in der gehobenen Gastronomie“ sagt Möbius. „Wir suchen noch Geschäftsparter, die das tun, und das Produkt Wagyu mit uns am Markt einführen.“ Abnehmer findet das noble Rind bislang vor allem in Gaststätten im süddeutschen Raum, in Städten wie München und Stuttgart etwa. Dort lassen sich Kenner und Neugierige bereits das zarte, fein marmorierte Fleisch mit einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren auf der Zunge zergehen.
Möbius ist optimistisch, dass dies auch in anderen Teilen Deutschlands funktioniert. „Wir haben gute Verbindungen zu bekannten Sterneköchen, unter anderem jenen aus dem Fernsehen“ berichtet er. „Dank der Globalisierung verkehren im ganzen Land zudem immer mehr Geschäftsleute, die eine wichtige Zielgruppe für das Wagyu-Fleisch darstellen.“ Zu dessen guten Eigenschaften beim Verzehr kommt für den Landwirt der Vorteil einer problemlosen Haltung des eher anspruchslosen Rinds, das im Sommer ganz normal auf der Weide, im Winter im Strohstall lebt. Massentierhaltung ist dabei allerdings tabu, meint Möbius.
Spezielle und unothodoxe Verwöhnformen wie Bier im Futter und Massagen, wie sie angeblich beim Kobe-Rind an der Tagesordnung sind, stehen bei deutschen Züchtern und Klaus Möbius nicht auf dem Plan. Wohl aber eine von Experten abgesegnete Ernährung: „Wir sind noch dabei, uns Fütterungsempfehlungen von der Wissenschaft zu holen und stehen dazu in Verbindung mit der sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft.“
Ungefähr 100 Wagyu-Rinder gibt es derzeit in Deutschland, schätzt Möbius, und wünscht sich durchaus noch mehr Züchter für das Exklusiv-Rind. Er selbst verkauft derzeit in erster Linie Zuchttiere, die Fleischproduktion macht noch den kleineren Teil der Arbeit aus. Anfragen von Züchtern erhält er jede Woche, manche, so Möbius, seien ganz euphorisch, was das Wagyu betrifft. Den Feinschmeckern kann also schon mal das Wasser im Mund zusammenlaufen.