Düngen mit Satellitenhilfe
Navigationssysteme die mit GPS arbeiten sind ein alter Hut. Auch viele Landwirte haben GPS-Empfänger in ihren Maschinen. Nutzen die Daten für die Vermessung, zur Streckenkontrolle – oder als Hilfe bei der Düngung. In einem Landwirtschaftsbetrieb in Sachsen fragte gruuna nach, wie dort mit technischer Hilfe effizienter gedüngt wird.
Den Einstieg in die GPS-Unterstützung für die Landwirtschaft machte die Agrargenossenschaft Langenchursdorf 1998. Als einziger Landwirtschaftsbetrieb aus Sachsen nahm man an einem Demonstrationsprojekt teil. „Zu der Zeit war alles weit weg von der Praxis“, blickt der Vorsitzende Rainer Stauch auf die sechs Jahre des Projekts zurück. „Es ging dabei um den Einsatz der Satellitennavigation bei der Ertragskartierung und der Düngung.“ Dabei wurden riesige Datenmengen erhoben, die nur mit hohem Technikaufwand, nach langer Zeit und mit wissenschaftlicher Betreuung innerhalb des Demonstrationsprojektes ausgewertet werden konnten. Direkt nutzbar für den Betrieb war das deshalb nach Abschluss des Projektes nicht. Trotzdem setzt Stauch auch heute noch auf das Satellitensystem GPS in der Genossenschaft: Zur Hilfe bei der Düngung. Nach Abschluss des Forschungsprojektes betrieb der Betrieb die teure Technik weiter. Nur geschieht dies heute nicht nur nach wissenschaftlichen, sondern nach den wirtschaftlichen Anforderungen.
„Bei der Stickstoffdüngung setzen wir auf eine satellitengestützte, automatische Lenkung im Grünlandbereich.“ Auf dem Feld, erklärt der Vorstand im Gespräch mit gruuna, komme eine andere Philosophie zum tragen. „Wir haben die notwendige Rechenleistung im Vergleich zu dem Forschungsprojekt verringert, setzen auf eine größere Rasterung.“ Statt einer Datenerfassung über eine Grundbodenuntersuchung aller ein oder drei Hektar und der darauf basierenden Düngung, wird komplett nach Ernteentzug gedüngt. „Diese Daten sind von der Erfassung und von der Genauigkeit über den Mähdrescher wesentlich belastbarer.“
„Wir wollen die Nährstoffmenge, die dem Boden entzogen wurde, beim Düngen wieder zuführen“, beschreibt Reiner Stauch die Vorgehensweise in der Agrargenossenschaft. Aus dem Pflanzenwuchs des Vorjahres wird also der Nährstoffverlust für jedes der Felder berechnet und anschließend gezielt die notwendige Menge an Nährstoff, ausgerichtet auf Phosphor ausgebracht. „Die Auswertung der Ertragskarten haben wir sechs bis acht Wochen nach der Ernte“, sagt Stauch. Seit vier Jahren setzt er auf das Verfahren. Bei der standardisierten Rasterung von Bodenproben, wie sie im Forschungsprojekt genutzt wurde, dauere es deutlich länger. Außerdem waren bei dieser Datenerfassung und Datenmenge die Kosten um ein vielfaches höher. „Wir erhalten dadurch heute unsere durchschnittlich gute Versorgungsstufe auf unseren Äckern“ sagt Rainer Stauch.
Obwohl der technische Aufwand nun geringer ist, werden die Mitarbeiter in Langenchursdorf alle zwölf Monate geschult. „Es gibt jährlich neue Hard- und Software“, sagt Rainer Stauch. „Am Anfang waren vier Computer auf dem Schlepper montiert, heute sind es zwei. Es gibt trotzdem eine Checkliste wie in einem Jumbo.“ Und der Vorstand ist überzeugt: „Auf diesem Niveau macht die Anschaffung derartiger Technik Sinn.“
Neben der Phosphorausbringung per Chip-Karte wird bei der Agrargenossenschaft auch die Stickstoffdüngung technisch geregelt. Ein N-Sensor nimmt die Reflektionen der Pflanzen auf. Wo es heller ist, fehlt Stickstoff – und der Sensor entscheidet automatisch, wie viel gedüngt werden muss. „Damit wird der Dünger den wir eingekauft haben optimal verteilt“, erklärt Stauch.
Drei bis vier mal wird mit Hilfe des Sensors gedüngt, am Ende soll der Stickstoffgehalt in allen Feldern homogenisiert sein.
Für Rainer Stauch ist klar, dass die technische Unterstützung seinem Betrieb hilft, Geld zu sparen. Für welche anderen Landwirte empfiehlt er eine solche Aufrüstung? „Der Boden muss inhomogen sein, dann lohnt sich das ab einer gewissen Betriebsgröße.“ Hier müsse jeder Betriebsleiter seine eigenen Berechnungen anstellen oder sich auf die Aussagen der Hersteller verlassen. Außerdem müsse man erkennen, dass das Einkommen nicht nur auf dem Feld wächst, sondern auch am Schreibtisch ein nicht unwesentlicher Beitrag dafür geleistet werden kann, sagt Stauch.