Forst

Die gesündere Ziege ist bedroht

Bei Exoten auf deutschen Höfen denken die meisten Menschen wohl an Tiere aus anderen Breiten, nicht aber an bekannte Arten wie Ziegen, Schweine oder Geflügel. Doch den Exotenstatus tragen auch viele vom Aussterben bedrohte Rassen einheimischer Nutztierarten – wie zum Beispiel die robuste Thüringer Waldziege. Ihre Rettung: Die Nutztier-Archen.

Bei Exoten auf deutschen Höfen denken die meisten Menschen wohl an Tiere aus anderen Breiten, nicht aber an bekannte Arten wie Ziegen, Schweine oder Geflügel. Doch den Exotenstatus tragen auch viele vom Aussterben bedrohte Rassen einheimischer Nutztierarten – wie zum Beispiel die robuste Thüringer Waldziege. Ihre Rettung: Die Nutztier-Archen.

Es sind oft nur kleine Rettungsinseln, auf denen Glöckchenschwein, Pommernente, das deutsche Lachshuhn oder eben die Thüringer Waldziege überleben. Die Nutztier-Archen sind Höfe engagierter Landwirte oder Selbstversorger, die bedrohten Arten einen Platz geben. Die Idee der Arche stammt von Herwig zum Berge, von Beruf Jugendpfleger, der mit seiner Familie einen Selbstversorger-Hof in niedersächsischen Suderbruch betreibt. „In den letzten Jahren hat das Konzept Nutztier-Arche enorm viel Zuspruch erhalten,“ berichtet er, „große und kleine Betriebe und Hobbylandwirte folgten dem Beispiel und gründeten eigene Archen.“

Die Notwendigkeit zur Rettung bedrohter Nutztiere ergibt sich aus der modernen Tierhaltung. Zum Berge erklärt das am Beispiel der von ihm gezüchteten Thüringer Waldziege: „Die Gründe für das Aussterben von Nutztieren liegen immer im Leistungsbereich. Die Milchleistung der Thüringer Waldziege etwa ist geringer als die der Milchziege. Der Unterschied bei der Jahresmilchleistung liegt bei etwa 10 Prozent“.

Doch die Leistung moderner Produktionstiere fordert ihren Preis: Die Wirtschaftlichkeit in der Tierzucht geht oft zu Lasten des Tieres, kritisiert zum Berge. Milchziegen etwa haben öfter Euterprobleme (Mastitis) als ihre weniger domestizierten Verwandten. Die Thüringer Waldziege ist da robuster, weniger verzüchtet und hat seltener Probleme, weiß zum Berge. Manche Landwirte mit größeren Betrieben haben das seinem Bericht nach erkannt und setzen ein paar Tiere der Rasse zum Einkreuzen ein, um die Gesundheit ihrer Milchziegen zu erhalten.

Doch derzeit gibt es nur rund 700 Tiere in Deutschland, schätzt der Gründer der Nutztier-Archen und das Interesse an der Thüringer Waldziege stagniert derzeit durch fehlenden Züchternachwuchs. Dabei würde sich die Thüringer Waldziege auch als vollwertiges Nutztier für mittelständische Betriebe eignen, findet zum Berge: „Ziegenzüchter sind nicht so sehr verbreitet in Deutschland und Thüringer Waldziege bringt einige Vorteile mit. Sie ist unkompliziert, bringt eine akzeptable Leistung, braucht kein Milchleistungsfutter, kommt mit normalem Weidegang und im Winter mit der Offenstallhaltung zurecht. Diese Eigenschaften können schon einige Kostenfaktoren der klassischen Haltung aufwiegen.“

Schwierigeres Terrain ist für die seltene Variante der „Kuh des kleinen Mannes“ kein Problem: „Die Waldziege ist gut für verbuschte Bereiche, verbeißt auch Gehölz und auflaufende Birken und schält Sträucher“, sagt zum Berge. Der Lohn einer Umstellung sind zudem das schmackhafte Fleisch und eine gut verdauliche Ziegenmilch mit ungefähr 3,5 Prozent Fettgehalt.

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