Der Landenergiewirt – ein Zukunftsmodell?
Seit Jahren zeigt die Entwicklung an den internationalen Rohstoffmärkten mit großer Nachfrage nach fossilen Brennstoffen und somit auch steigenden Preisen, dass für die Zukunft bezahlbare und verlässliche Alternativen für die Energiegewinnung gesucht werden müssen. Denn letztlich ist der nutzbare Vorrat an fossilen Brennstoffen begrenzt und auch die Umwelt leidet unter deren übermäßiger Nutzung. Welche Chancen bietet das für die deutschen Landwirte?
Kohlekraftwerke und Fahrzeuge, die von herkömmlichem Diesel oder Benzin angetrieben werden, haben langfristig wohl ausgedient. Die am besten vorstellbare Lösung ist ein Energiemix, bestehend aus sicherer Kernkraft – etwa aus Fusionskraftwerken – und einem Großteil erneuerbarer Energien. CO²-neutral und umweltschonend Energie nutzbar machen, gleich ob sie in Sonne, Wind, Erdwärme oder Biomasse gespeichert ist, ist auf jeden Fall ein guter Gedanke.
Wird diese Energieproduktion auf Dauer neben Tier- und Pflanzenproduktion das dritte Standbein der Landwirtschaft? Oder vielleicht sogar das Standbein schlechthin?
Dazu kann man heute nur mutmaßen, aber eines ist klar: Um sinnvoll und in Größenordnungen Energie aus Biomasse gewinnen zu können, führt kein Weg an der Landwirtschaft (und der Forstwirtschaft) vorbei. Schließlich benötigt man für die Energiegewinnung aus Biomasse, das sagt der Name schon, vor allem eines: Masse.
Landwirte können, bei entsprechender Ausrichtung ihres Betriebes, auf unterschiedliche Art in den Biomasse-Energiemarkt einsteigen: Biogasanlagen zur Verwertung von Gülle und pflanzlichen Feststoffen sieht man heute schon sehr häufig. Auf Grund der Förderung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) können Landwirte den damit erzeugten Strom zu besseren Konditionen einspeisen, als der Markt sie normalerweise bieten würde. Auch die Produktion von Biodiesel aus Raps ist heute schon relativ häufig anzutreffen.
Vielleicht finden wir aber auch in wenigen Jahren schon viele Energieholzplantagen in unseren Breiten. Pappeln wachsen beispielsweise schnell nach und sind für die Produktion von Holzhackschnitzeln als festem Brennstoff gut geeignet. In Zukunft könnten diese festen Brennstoffe, neben dem Einsatz als alternativer Energieträger in Heizungsanlagen, noch weiter an Bedeutung gewinnen. Durch Verkokung könnten aus ihnen synthetische Kraftstoffe hergestellt werden. Dafür gibt es schon einige vereinzelte Pilotprojekte – wie im sächsischen Freiberg. Dort werden aus fester Biomasse Benzin und Diesel synthetisiert. Auch für die Produktion von Bioethanol wird Biomasse in verschiedenster Form benötigt (z. B. Weizen). Damit eröffnet sich Landwirten – je nach regionaler Ausprägung – eine weitere wertvolle Produktionsrichtung und ermöglicht ihnen einen Einstieg in den Energiemarkt.
Aber nicht nur die Biomasse hält hier als einer der Energieträger der Zukunft Potentiale für die Agrarbranche bereit. Solarenergie ist auch heute schon in aller Munde und gilt ebenfalls als eine Zukunftstechnik. Gerade im ostdeutschen Raum verfügen Agrarbetriebe über sehr große Dachflächen. Diese eignen sich vorzüglich zur Installation von Solaranlagen. Auch hier wird so erzeugter Strom im Rahmen des EEG gefördert – selbst wenn inzwischen über eine Kürzung der Förderung diskutiert wird. Wer selbst vor der Investition in eine solche Anlage zurückschreckt, kann seine Dachflächen auch an Energieproduzenten vermieten, um so wenigstens an der photovoltaischen Stromerzeugung »mit« zu verdienen.
Dem Landwirt der Zukunft wird der Energiemarkt sicher eine Chance bieten, von verlustträchtigeren Produktionszweigen (z. B. aktuell der Milchproduktion) Abstand zu nehmen und sich dafür neue Erlösquellen zu erschließen. Vielleicht gibt es in einigen Jahren auch Betriebe, die sich ausschließlich auf die Produktion von Biomasse als Energieträger spezialisiert haben und so entweder selbst zum Energieerzeuger, oder zum Zulieferer für andere Energieerzeuger werden. Natürlich ist die Erschließung solch neuer Produktionszweige auch immer mit Risiken verbunden. Investitionen müssen getätigt werden und das entsprechende Know-How dazu muss sich schrittweise angeeignet werden.
Wie denken Sie – wird der Landwirt in Zukunft zum Landenergiewirt?
Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Ich bin familiär von dem Thema stark beeinflusst. Bin mal gespannt wie die Sachlage in 10 Jahren ist.