DBV: Veganen Trend nicht überbewerten
Etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung ernährt sich vegetarisch, etwa zwei Prozent vegan, also keinerlei tierische Produkte. Die Wirtschaft ist längst auf den Zug aufgesprungen, ein Millionengeschäft.
Mit der Anzahl von Vegetariern und Veganern liegt Deutschland weltweit an dritter Stelle. Auf Platz eins ist mit 40 Prozent Indien zu finden. Der Grund dafür, dass sich fast die Hälfte der Bevölkerung des asiatischen Subkontinentes von Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs ernährt, liegt wohl in der Lebens- und Kochtradition Indiens und ist mehr althergebracht als ein Modetrend, als den man den deutschen Veganismus einstufen könnte. Wie lange dieser andauern wird, kann niemand so recht beurteilen. Denn die Wirtschaft ist ständig auf der Suche nach neuen Trends, um Umsätze zu generieren, egal wie. Und sie unterstützt natürlich den Wunsch der zehn Prozent, die sich, wenn es nach den zahlreichen Start-Ups geht, auch gerne erhöhen könnte. Man hat Blut geleckt.
Dass der vegane Lifstyle-Zug derzeit noch rollt, zeigen die Umsatzzahlen. Alleine zwischen 2011 und 2013 ist der Umsatz von als vegane Produkte deklarierten Artikel im Biofachhandel von 460 auf knapp 630 Millionen Euro gestiegen. In der Gastronmie ist auch ein Trend, sogar von vegetarisch hin zu vegan, zu erkennen. Allerdings stellen sich hier die Zahlen nicht so beeindruckend dar wie im Einzelhandel. Eröffneten 2014 um 32 Prozent mehr vegetarische Restaurants und Cafés wie 2013, lag die Wachstumsrate von 2014 zum ersten Halbjahr 2015 nurmehr bei 13 Prozent. Die Eröffnungen von veganen Gastronomiebetrieben blieb im Vergleich von beiden Zeiträumen bei 23 Prozent konstant.
Trend mediengemacht
Der Sprecher des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Michael Lohse, sieht die Entwicklung, im Gegensatz zu Deutschlands Tierzüchtern, etwas nüchterner. „Was den Trend hin zu fleischloser Kost betrifft, sehen wir uns mit veröffentlichter Meinung von Politik und Medien konfroniert“, so Lohse im Gespräch mit gruuna.com. Diese decke sich nicht mit den tatsächlichen wirtschaftlichen Zahlen. Tatsache sei, dass der Umsatz von fleischproduzierenden Betrieben derzeit zwar nicht steigend sei, aber auch nicht stagniere, so der DBV-Sprecher weiter.
„Über was sich die Landwirte klar sein müssen, ist, dass sie Unternehmer sind“, so Lohse. „Und Unternehmer müssen sich den Kundenwünschen anpassen. Wenn die deutschen Landwirte nicht auf die Nachfrage der Verbraucher einsteigen, tun es andere. Wir haben einen freien Markt.“, macht sich Michael Lohse Gedanken. Was aber nicht heiße, dass Schweinezüchter plötzlich Obst und Gemüse anbauen sollten. Es gelte zu zeigen, dass die Betriebe tierschutzkonform produzieren. Ganz interessant sei aber zu wissen, dass der Trend weg von rotem, hin zu weißem Fleisch gehe. Auf Meinungsmache von Politik, Medien und NGOs angesprochen hat Lohse einen Wunsch: „Wichtig in der ganzen Debatte ist, dass man wieder zu einer sachlichen Diskussion zurückkehrt.“
Michi Jo Standl