Coronavirus in Schlachthöfen: Versorgung muss gesichert sein
In mehreren Schlachtbetrieben haben sich Mitarbeiter mit dem Coronavirus COVID-19 infiziert. Nach der Schließung des Westfleisch-Standortes fordern Politiker schärfere Kontrollen.
In mehreren fleischverarbeitenden Betrieben in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg haben sich Mitarbeiter mit dem Coronavirus COVID-19 infiziert. Während zwei infizierte Angestellte von Schlachtbetrieben im Emsland in Privatwohnungen leben, kritisieren Politiker in Zusammenhang mit den hunderten erkrankten Mitarbeitern von Westfleisch in Coesfeld die Sammelunterkünfte. In diesen leben vorwiegend osteuropäische Arbeiter.
Westfleisch musste wegen Coronavirus schließen
Den Westfleisch-Standort Coesfeld haben die Behörden inzwischen geschlossen. Nachdem das Unternehmen gegen die Schließung vor dem Verwaltungsgericht Münster geklagt hatte, lehnte dieses den Eilantrag ab. Das Gericht begründete die Entscheidung damit, dass es sowohl im Bereich des Zerlegebandes als auch in den Umkleiden Probleme gebe, den Mindestabstand von 1,50 m einzuhalten. Der zur Verfügung gestellte Mund-Nasen-Schutz werde am Zerlegeband nicht korrekt getragen. Des Weiteren sei das Unternehmen nicht in der Lage gewesen, Infektionsschwerpunkte zu benennen.
Der Coesfelder Bundestagsabgeordnete Marc Heinrichmann (CDU) sieht darüber hinaus die Behörden in der Pflicht, in fleischverarbeitenden Betrieben die Einhaltung der Regeln genauestens zu überwachen und durchzusetzen. „Viele Menschen in den Orten, in denen Mitarbeiter in größerer Zahl untergebracht sind, sorgen sich“, hat er in Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern erfahren. „Diese Sorgen müssen wir ernst nehmen und mit allen rechtsstaatlichen Mitteln sicherstellen, dass sich jeder an die Quarantäne hält“, betont der Parlamentarier. Wegen der Infektionen ist der Landkreis Coesfeld auch von den Lockerungen, die in NRW gelten, ausgeschlossen.
Versorgung muss gesichert sein
Die Westfleisch SCE mbH mit Standorten in NRW und Norddeutschland arbeitet laut eigenen Angaben insgesamt mit 2.100 Schweinebetrieben, 260 Ferkelerzeugern, 43 Kälbererzeugern und 700 Rinderhaltern (Stand: 2018) zusammen. Die Genossenschaft gehört zu den größten Fleischproduzenten Deutschlands. Umso größer kann die Auswirkung von derartigen Schließungen auf Landwirte und Verbraucher sein. „Die Eindämmung des Ausbruchs und die Gesundheit der Beschäftigten haben oberste Priorität. Unter Einhaltung der hohen hygienischen Auflagen ist es für unsere schweinehaltenden Betriebe enorm wichtig, dass der Schlachtbetrieb möglichst umfassend aufrechterhalten bleibt“, sagte Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV). „Dazu stehen wir in engem Austausch mit dem Unternehmen. Nur so können wir die Versorgung mit regionalen Lebensmitteln gewährleisten.“
Infizierte auch in bayerischem Schlachthof
Wie am Dienstag bekannt wurde, ist auch ein Schlachthof in Niederbayern betroffen. Sieben Mitarbeiter sind offenbar mit COVID-19 infiziert. Wie n-tv.de berichtet, habe das Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) nach einer Kabinettssitzung in München bekannt gegeben. Es laufe eine Reihentestung der rund 1.000 Mitarbeiter. Die Behörden versuchen dem Bericht zufolge herauszufinden, welcher Mitarbeiter mit wem Kontakt hatte. Problem sei, dass einige der Betroffenen in kleineren Gemeinschaftsunterkünften lebten, wird Huml zitiert. Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem betroffenen Betrieb um einen Wiesenhof-Schlachthof.