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Brexit: Welche Auswirkungen hat er auf die deutsche Landwirtschaft?

Seit 1. Februar ist Großbritannien nicht mehr Teil der Europäischen Union. Hat der Brexit Auswirkungen auf die deutsche Agrarwirtschaft?

Nach dem Austreten Großbritanniens aus der Europäischen Union haben die Unterhändler beider Seiten bis Jahresende Zeit, die künftigen Beziehungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich zu regeln. Das Thünen-Institut (TI) hat analysiert, welche wirtschaftlichen Folgen der Brexit für die deutsche Agrarwirtschaft hat.

Agrarprodukte unterliegen festgelegten Zollbestimmungen

Wie sich die Handelsbeziehungen weiter entwickeln, hängt laut Thünen-Institut entscheidend von den künftigen Zollregelungen ab. Im März des vergangenen Jahres hat die britische Regierung eine Liste von Importzöllen und -quoten veröffentlicht, die nach dem Brexit ohne Einigung mit der EU27 in Kraft treten würden. Diese gelten aber nicht nur für den Handel mit EU-Staaten, sondern für alle Mitglieder der Welthandelsorganisation WHO. Der Liste zufolge sind 87 Prozent der Importe nach Großbritannien frei von Handelsbeschränkungen. Im Wesentlichen unterliegen Autos, Aluminium, bestimmte Keramiken, Bioethanol aber auch Agrarprodukte den Bestimmungen.

Getreide, Obst und Gemüse auch nach Brexit zollfrei

2017 exportierte Deutschland landwirtschaftliche Erzeugnisse im Wert von 4,8 Milliarden Euro nach Großbritannien, während die Importe 1,6 Milliarden Euro betrugen. Das machte für Deutschland einen Überschuss in Höhe von circa 3,2 Milliarden Euro. Die Differenz ist so hoch wie mit keinem anderen Land. „Nach unseren Berechnungen verringert sich der Agrarüberschuss Deutschlands durch den Brexit um circa eine Milliarde Euro“, sagt TI-Marktanalyst Dr. Martin Banse. Das ist deutlich weniger, als in den vor März 2019 erstellten Analysen befürchtet wurde. Für Getreide, Obst und Gemüse, Getränke und Tabak würde das Vereinigte Königreich dann zollfreie Einfuhren zulassen. Für Reis, Fleisch und Wurstwaren fallen Zölle an, die aber geringer sind als noch vergangenes Jahr befürchtet. Reis betrifft Deutschand nicht. Aktuell ist zu erwarten, dass die deutsche Agrarproduktion als Folge des Brexit um insgesamt 190 Millionen Euro zurückgehen wird. Sie wird aber in kaum einer Warengruppe mehr als um 0,5 Prozent zurückgehen, prognostiziert Banse. Ausnahmen bilden die Schweine– und Geflügelzucht – also Lebendtransporte – sowie Schweine– und Geflügelfleisch. In beiden Fällen rechnet der Analyst mit einem Rückgang um rund 1,2 Prozent. Bei Weizen, Zucker, Rindfleisch und Milch werden sogar leichte Produktionsanstiege von 0,1 bis 0,8 Prozent erwartet.

Komplizierter sieht die Lage bei der Fischerei aus. Die britischen Gewässer gelten als reiche Fanggründe, in denen Fischer aus angrenzenden Küstenstaaten, wie den Niederlanden oder Deutschland, ebenfalls fischen dürfen. Die Aufteilung unterliegt einer Fangquote und die muss komplett neu verhandelt werden – ebenfalls bis zum Jahresende.

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