Brexit: Düstere Prognose für deutsche Landwirtschaft
Politiker und Experten sehen im Brexit fatale Auswirkungen für deutsche Agrarbranche.
Die Briten haben sich in einer Volksabstimmung für den Ausstieg des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union entschieden. Jetzt suchen Politiker und Wirtschaftsexperten nach Möglichkeiten für einen Exit aus dem Brexit und versuchen, die Auswirkungen des Austritts für die verbleibenden EU-Mitgliedsstaaten zu prognostizieren. Im Falle des Falles muss der Austritt innerhalb zwei Jahren über die Bühne gehen.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) warnt vor „deutlich negativen Folgen“ für die deutsche Land- und Agrarwirtschaft. Die Exporte der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft in das Vereinigte Königreich beliefen sich 2015 auf etwa 4,8 Milliarden Euro, das entspricht einem Anteil an den gesamten deutschen Exporten von knapp 6 Prozent. Der Agrarhandel von Großbritannien nach Deutschland hingegen lag bei ungefähr 1,4 Milliarden Euro.
Die wichtigsten Exportprodukte auf die Insel sind Getreide und Getreideprodukte, aber auch Obst und Gemüse. Für dieses beträgt das Exportvolumen 500 Millionen Euro pro Jahr. Das liegt daran, dass die Briten den Pflanzenbau bislang nicht fokussiert haben, was wohl auch klimatisch bedingt ist. Aus britischer Sicht könnte einer Unabhängigkeit von der EU allerdings zuspielen, dass in den vergangenen Jahren Anbauflächen erweitert wurden. Auch Milch- und Fleischprodukte wären von der Abkoppelung betroffen. 15 Prozent des deutschen Exports gehen nach Großbritannien.
Deutsche Produkte für Briten zu teuer
Bei einem tatsächlichen Austritt würden zwar die Handelsbeziehungen nicht ganz stillgelegt werden, das Interesse an deutschen Produkten würde aber deutlich zurückgehen. „Der Zoll auf Produkte aus Deutschland könnte 20 Prozent ausmachen, bei Milchprodukten sogar bis zu 45 Prozent“, prognostiziert SWR-Umweltexpertin Sabine Schütze in einem Interview mit swr.de. Schütze spricht noch einen anderen Faktor an, der oft unterschätzt werde: „Waren an den Grenzen werden längere Wartezeiten haben, wenn sie nicht mehr im EU-Reglement drin sind. Das ist schlecht für frische Produkte und erhöht die Kosten zusätzlich um mehr als zwei Prozent.“
Hoffen auf Vernunft
DBV-Präsident Joachim Rukwied sieht in dem Abstimmungsergebnis keinen „Betriebsunfall“, sondern „Ausdruck eines in vielen Ländern schon länger vorhandenen Verdrusses über die Europäische Union.“ „Es bleibt zu hoffen, dass die politisch Verantwortlichen in den europäischen Hauptstädten wie in Brüssel die Botschaft verstanden haben und die europäische Idee nicht bürokratisch verwalten, sondern im Sinne der Menschen in Europa gestalten“, so Rukwied.