Bisons: Alte Rasse neu entdeckt
Sie sind groß, mächtig, vielleicht etwas Angst einflößend und – sie sind alt. Wenn man an Bisons denkt, kommen einem in erster Linie Bilder in den Kopf, wie es wohl in der Eiszeit gewesen ist, Menschen mit Fellen, die in Höhlen lebten und ihre Mahlzeiten mit primitiven Waffen erlegten. Die Geschichte der Bisons begann nämlich genau zu der Zeit, als deren Vorfahren sich aufmachten, die Welt zu erobern. Vor rund 18.000 Jahren wanderten sie von Eurasien, der asiatisch-europäischen Platte, nach Amerika ein und breiteten sich dort über den ganzen Kontinent aus. Ein geschätzter Bestand von mehreren Millionen Tieren wuchs heran.
Vor einigen Jahren sind die Tiere wieder nach Europa zurückgekehrt, als Nutztiere dank kreativen Züchtern und jetzt sogar als Wildtiere in heimischen Wäldern. Die neue Geschichte der Bisons in Europa begann allerdings bereits in den 1970er Jahren in Kaiserslautern, als Hanns-Josef de Graff die erste Bisonzucht in Deutschland ins Leben rief. „Weil keiner diese Tiere kannte, haben damals alle gedacht, dass ich Bisams züchte“, lacht der 75-jährige Pionier. „Inzwischen will jeder Bisonsteak!“, de Graff weiter. Inzwischen gibt es in Deutschland an die 4.300 Bisons, davon haben die 15 Hauptzüchter die Hälfte.
Nicht nur in Deutschland erfreut sich das exotische Fleisch immer größerer Beliebtheit, auch außerhalb wird fleißig gezüchtet. Polen beispielsweise gehört zu den Ländern mit dem höchsten Fleischkonsum weltweit, so wundert es nicht, dass sich unsere Nachbarn für diese Alternative zu herkömmlichem Rindfleisch interessieren. Da wundert es auch nicht, dass eine Linie, die Białowieża Bisons, einen polnischen Namen trägt. Im Białowieża Nationalpark im Osten Polens an der Grenze zu Weißrussland leben inzwischen auch wieder wilde Herden.
Das Fleisch der alten Rinderrasse hat einen intensiven, einzigartigen Geschmack und kann auf vielfältige Weise verarbeitet werden. Es ist fettarm, reich an Eiweiß, Eisen und ist, bei richtiger Zubereitung, sehr zart, entspricht also voll und ganz dem kulinarischen Zeitgeist.
Die mächtigen Tiere sind für die Halter mit ihrem Gewicht von bis zu 1.200 kg allerdings anspruchsvoll. So halten sie von Kuscheleinheiten gar nichts und reagieren oft mit zu engem Umgang aggressiv, besonders führende Kühe und Bullen sind mit Vorsicht zu genießen.
Auch die Investitionen sind höher als bei herkömmlichen Rindern. So ist, gerade bei kleineren Ausläufen, eine massive Umzäunung zu empfehlen. Für Untersuchungen und beispielsweise Wurmkuren oder zum Einführen der Ohrmarken ist ein Zwangsstand notwendig, der fest verankert und ebenfalls sehr massiv angelegt sein muss. Falls kein Zwangsstand vorhanden ist, müssen die Tiere chemisch immobilisiert werden. Allerdings kann und darf nicht jeder Tierarzt einen solchen Eingriff durchführen.
Weitere Infos:
www.bison-zuchtverband.de