Ausspionierte Almkühe
Gerade in alpinen Regionen ist es oft mit viel Zeitaufwand und Anstrengung verbunden, die Rinder auf der Weide zusammenzuhalten. Eine einfache Lösung für die Viehhirten und Landwirte ist, die Tiere über GPS mit Satellitenverbindung, wie es für Autonavigationssysteme verwendet wird, zu orten. Das Projekt „GPS-Weidemanagementsystem“ wurde jetzt mit einem Preis der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ als besonders innovativ ausgezeichnet. Die offizielle Preisverleihung findet auf der EuroTier im November in Hannover statt. Federführend in dem Verbundprojekt ist die Landesanstalt für Landwirtschaft Bayern. Träger des Projektes ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, finanziert wird es durch das Bundeslandwirtschaftsministerium.
Dass der Erdball schon fast flächendeckend von Satellitenbestrahlung abgedeckt ist, ist klar. Die Idee, Herden mit entsprechenden Empfangsgeräten auszustatten, besteht auch schon länger. Doch der virtuelle Komfort war bisher Tierhaltern in ebenen Regionen vorbehalten. Aber gerade für Bergbauern, deren Tiere sich im unwegsamen Gelände verstreuen, wäre so eine Technik hilfreich – wenn da die funkschattenwerfenden Berge nicht wären. Kontrolle und Behandlung der Tiere sowie eben die Tiersuche in den verwinkelten Tälern nehmen aus Sicht der Projektbetreiber 99 Prozent der Arbeitszeit in Anspruch. Umso wichtiger scheint es, dass Geräte den alpinen Bedingungen angepasst werden. Und das wurde im Rahmen des ausgezeichneten Projektes gemacht.
Im Jahr 2012 wurden die neuen Prototypen der Ortungssysteme entwickelt und zusammen mit Alternativsystemen über zwei Almsommer hinweg auf verschiedenen Almen bewertet. Kriterien dabei waren Anschaffungs- und Betriebskosten, Ausstattung, Robustheit, Batterielaufzeit, verfügbare Positionsdaten, nutzbare Satellitensysteme, Funktionssicherheit bei schlechter Mobilfunknetzverfügbarkeit, Erfahrungen der Landwirte im praktischen Einsatz sowie die angebotene Software, bei der vor allem die Benutzerfreundlichkeit im Vordergrund stehen soll.
Obwohl das Fazit der Tests noch einige Wünsche und Fragen offen lässt, glauben die Projektbetreiber an die Sache. Die Untersuchungen ergaben, dass die Genauigkeitsabweichung bei den getesteten Geräten unter „normalen Verhaltensumständen“ zwar akzeptabel ist, aber ein Tier schnell mal hinter einer Anhöhe verschwinden kann und so die Analyse der Bewegungsprofile nur mit kurzen Datenintervallen sinnvoll ist, da es sonst nicht nur das menschlich Auge, sondern auch der Satellit verliert.
Auch der sogenannte „virtuelle Weidezaun“, bei dem mit dem Empfangsgerät ein gewisses Areal absteckt werden kann, scheint noch nicht ganz ausgereift. „Die Tests zur Nutzung des virtuellen Weidezauns zeigten, dass derzeit eine Umsetzung aus verschiedenen Gründen noch nicht möglich ist und dass generell die Überwachung eines geografischen Raums mit Hilfe eines Ortungssystems zu präferieren ist.“, gestehen die Projektleiter in einer Pressemitteilung ein. Da man nicht weiß, wie sich die Tiere wirklich zu jeder Sekunde verhalten, wird dies bei Untersuchungen im Almsommer 2014 noch mithilfe der Satellitentechniken erfasst. Die Kühe haben also noch Zeit, bis sie zu „gläsernen Kühen“ werden
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Zur kompletten Projektpräsentation geht’s hier.
So funktioniert das entwickelte Ortungssystem
