Auf dem Land aktiv
Geht es nach Heinz-Wilhelm Büscher, ist die Erzeugergemeinschaft„landaktiv“ der „bisher erfolgreichste Versuch“ im Zweistromland zwischen Ruhr und Lippe ein landwirtschaftliches Regionalmarketing aufzubauen. Im Gespräch mit gruuna erklärt der Kreisgeschäftsführer Ruhr-Lippe im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband e. V. wie „landaktiv an Ruhr und Lippe“ die Region stärken will.
Unter dem Siegel „landaktiv an Ruhr und Lippe“ werden seit 2007 ausschließlich Produkte und Angebote aus dem Raum Dortmund, Unna und Hamm vermarktet. Verbraucher kaufen Produkte aus der Region und unterstützen so die Landwirtschaft des direkten Umlandes. So können regionale Strukturen gestärkt und der Abfluss von Konsumkraft eingedämmt werden. Die Produkte nehmen einen möglichst direkten Weg vom Erzeuger zum Verbraucher und erfüllen strenge Gütekriterien.
Neben den Einzelhandelskriterien wie „QS“ oder „QS-GAP“ achtet der Vergabeausschuss der Erzeugergemeinschaft auf die Einhaltung der Tierschutzbestimmungen und den Verzicht von Gentechnik. Alle Träger des Siegels „landaktiv an Ruhr und Lippe“ werden vor und nach der Vergabe regelmäßig kontrolliert, verspricht Kreisgeschäftsführer Büscher. Neben Qualität und Nachhaltigkeit haben sich die Landwirte von „landaktiv“ auch einer Natur- und umweltverträgliche Wirtschaftsweise und der Unterstützung sozialer Strukturen verschrieben. Eine hohe Qualität der Arbeitsplätze und eine langfristige wirtschaftliche Tragfähigkeit gehören zu den festgeschriebenen Zielen der Erzeugergemeinschaft.
Zurzeit produzieren zwölf Unternehmen unter dem Siegel „landaktiv von Ruhr und Lippe“. Sie versorgen die Region mit knapp 20 verschiedenen Marktfrüchten wie Spargel, Erdbeeren, Kartoffeln sowie diversen Kohl- und Salatsorten. Beliefert werden Verkaufsstellen des Lebensmitteleinzelhandels, die lokale Gastronomie und Hofmärkte. Durch die Kooperation mit dem Großhändler Manss Fruchtimport in Hamm können „landaktiv“-Produkte seit Kurzem auch von Großverbrauchern bestellt werden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten sind die „landaktiv“-Produkte nun in die Abläufe beim Großhändler integriert. Ein Mitarbeiter der Firma Manss ist Ansprechpartner für regionale Produkte.
Das Frische-Angebot wird durch ein sogenanntes „Regional-Regal“ ergänzt. Die Palette der angebotenen Produkte reicht von Apfel-Korn und -Saft über Brot und Gebäck bis zu Rübenkraut, Senf und Wurst. Mit diesem Dauersortiment, das nicht gekühlt werden muss, bleiben die „landaktiv“-Produkte auch außerhalb der Saison im Laden präsent. Das „Regional-Regal“ ist an Aktionstagen auch Treffpunkt für Verbraucher und Erzeuger. Zum Beginn der Saison für Spargel, Erdbeeren und Tomaten ist immer auch ein „Produzent zum Anfassen“ vor Ort, berichtet Heinz-Wilhelm Büscher.
Landwirte, die bei „landaktiv“ mitmachen wollen, müssen neben einer „Eintrittsgebühr“ in Höhe von 1000 Euro 2,5 Prozent des mit „Landaktiv“-Produkten erzielten Umsatzes an die Erzeugergemeinschaft abführen. Der Großhändler Manss versucht diese Kosten je nach Marktlage durch einen Aufschlag von bis zu 5 Prozent an den Einzelhandel und damit an die Verbraucher weiterzugeben. Dieser Aufschlag geht dann zurück an die Erzeuger, erklärt Büscher das Geschäftsmodell.
Hervorgegangen ist die Regionalmarke „landaktiv an Ruhr und Lippe“ übrigens aus dem Landfrauen-Service „landaktiv“. Seit 1999 haben sich dort aktive Landfrauen zusammengefunden, um landwirtschaftliche Produkte und kreative Service-Angebote als zweites Standbein zu vermarkten. Damit hatte der Name „landaktiv“ in der Region bereits einen guten Klang, berichtet die landaktiv-Vorsitzende Jutta Sucker. Dementsprechend positiv wurde auch die Einführung der Regionalmarke aufgenommen von den Verbrauchern aufgenommen. „Aha, Landaktiv macht jetzt auch Möhren“, beschreibt Jutta Sucker ein typische Reaktion auf die neue Marke.