Agrarökonom: Gentechnik ist nichts Schlimmes
Bundeslandwirtschaftminister Christian Schmidt (CSU) verteidigt vehement ein gentechnikfreies Deutschland. Der Göttinger Agrarökonom Matin Qaim hält hingegen einen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen für gar nicht so schlimm wie ihr Image.
Die Diskussion um die grüne Gentechnik scheint Qaim, der an der Uni Göttingen einen Lehrstuhl für Internationalen Agrarhandel und Welternährungswirtschaft inne hat, nicht zu verstehen. „Wenn Sie Forschung betreiben wollen, dann müssen Sie auch Feldversuche betreiben.“, sagte er Anfang April in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.
Den Grund für die „wahnsinnige Verunsicherung“ der Verbraucher, wie er sich ausdrückt, schiebt Qaim den Politikern zu. „Weil die Bevölkerung durch die Politik auch immer mehr bestärkt wird in der Ansicht, dass das offensichtlich etwas Gefährliches sein muss.“, so der Forscher im Gespräch mit dem Sender.
Die weit verbreitete Annahme sei, dass es sich bei grüner Gentechnik um eine Hochrisikotechnologie handle, so Qaim weiter zum Deutschlandfunk „Aber die letzten 30 Jahre an Forschung zeigen, dass diese Wahrnehmung falsch ist. Gentechnisch veränderte Pflanzen seien keineswegs prinzipiell gefährlicher als konventionelle.”, weiß der gebürtige Mainzer. „Insofern wäre es schon auch Aufgabe der Politik, nicht nur einfach populistisch auf das zu reagieren, was an öffentlicher Meinungsmache existiert, sondern einige Dinge einfach aus wissenschaftlicher Perspektive klarzustellen.“, hofft der Wissenschaftler auf Verständnis aus der Agrarpolitik.
Qaim beruft sich bei seinen Ansätzen auf die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Es gebe umfassende Studien, die belegen, dass gentechnisch veränderte Pflanzen beispielsweise in Indien und China zur Ertragssteigerung beitragen. Zudem sei Deutschland traditionell mit eines der führenden Länder im Bereich der Pflanzenzüchtungen und auch der Pflanzen-Biotechnologie, klärt der Forscher auf. Und dieses Forschungspotenzial Deutschlands nun komplett abzuschneiden, sei fatal.