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Wellness im Kuhstall

Technik und Wellness – das sind die beiden Schlagworte, mit denen Jens Hoffmann, Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftshof Sachsenland e.G., seine landwirtschaftliche Philosophie beschreibt. In den vergangenen Jahren hat er seine Kuh- und Schweineställe modernisieren lassen. Der Computer wertet heute automatisch wichtige Daten der Kühe aus und berechnet, welches Tier eine Infektion haben könnten. Den Handel im Internet sieht Hoffmann als große Chance.

„Kuh-Wellness“ nennt es Jens Hoffmann locker, wenn er Gästen erklärt, was das Milchvieh in den Ställen des Wirtschaftshof Sachsenland erwartet. „Das reine Schlaraffenland: fressen, saufen, pennen.“ Die Gänge zwischen den Liegeboxen sind drei Meter breit, es gibt keine Sackgassen und zwei Tränken pro Box. „So blockiert keine ranghohe Kuh den Weg für die anderen“, erklärt Hoffmann. Das vermindert den Stress für die Tiere. Außerdem können sie sich jederzeit an speziellen Bürsten abreiben.

In ihren größten Stall und die neue Melkanlage investierte die Genossenschaft 3,5 Millionen Euro – 450 Kühe zogen vergangenes Jahr dort ein. Der Vorstandsvorsitzende des Wirtschaftshofs sagt: „Jeder Landwirt, der nicht an der falschen Stelle spart, sollte so etwas einrichten. Die Kühe geben es mit einer höheren Milchleistung zurück.“ Die Milchproduktion macht rund 30 Prozent des Umsatzes des Sachsenhofs aus. Schon in der zweiten Woche nach dem Umzug gab jede Kuh etwa drei Liter mehr Milch, im Jahr sind es heute 9400 Liter. Das liegt gut 400 Liter über dem Durchschnitt in Sachsen.

Auch technisch hat Hoffmann aufgerüstet: Elektronisch werden ständig die Schritte jedes Tiers gezählt, die Leitfähigkeit und Menge der Milch wird täglich gemessen und von einem Computer überwacht. Wenn sich die Werte verändern, wird automatisch berechnet, ob die Kuh eine Infektion haben könnte. Dann verweigert der Computer dem Tier automatisch den Rückweg in den Stall. Ein Mitarbeiter des Wirtschaftshofs kann die Kuh gezielt untersuchen. „Damit erkennen wir eine Infektionen einen Tag, bevor sie von außen zu sehen ist“, sagt Hoffmann. Das spart bei Medikamenten und verringert die Ansteckungsgefahr.

Doch nicht nur in die Ställe hat Hofmann investiert. Auch beim Vertrieb setzt er auf eigene Initiative: Die Genossenschaft hat eine eigene Fleischerei und verkauft ihre Produkte seit 1991 in eigenen Filialen. Auch wenn das Geschäft dort unter der Konkurrenz von Supermärkten und großen Ketten leidet: Hoffmann ist überzeugt, dass besonders in der direkten Umgebung der Standorte viele Käufer angesprochen werden. „Seit 2007 haben wir im alten Heizhaus einen Hofladen mit Fleischtheke eingerichtet. Wir haben mit einer Verkäuferin angefangen – heute sind es fünf.“ Aber der Vorstandsvorsitzende weiß auch: „Überall wo unsere Traktoren fahren, geht es gut. Je weiter weg die Filialen sind, um so mehr sind wir nur ein Fleischer unter vielen.“

Vielleicht funktioniert der Vertrieb über das Internet deshalb bis heute auch nur schleppend.Zwar hat der Wirtschaftshof eine eigene Internetseite, vertreibt Präsentkörbe und preist aktuelle Sonderangebote der Verkaufsstellen an – viele Bestellungen gehen bis jetzt jedoch nicht ein. Aber wie bei der Ausstattung der Stelle denkt Hoffmann auch hier in die Zukunft: „Vielleicht müssen wir die Homepage auch einfach mal erneuern.“

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